„Die Mehrheit der Jurymitglieder hat sich dafür entschieden den Preis an den Film STYX von Wolfgang Fischer zu vergeben.
Die starke, mutige und eigensinnige Heldin hat uns verblüfft. Die Art und Weise, wie der Regisseur indirekt solch ein aktuelles Thema angeht hat insbesondere unsere Aufmerksamkeit geweckt – der Film schafft es den Zuschauer ebenso wie seine Heldin in eine Situation zu versetzen, in der ein Wegschauen oder Ignorieren nicht mehr möglich ist. Und wir waren von der meisterlich ausgeführten Regie mitgerissen, die uns an Bord dieses Schiffes in die grenzenlose Weite des Meeres mitnimmt.
Wir haben Styx nicht mit dem Preis der Fachjury im Rahmen des Festivals Augenblick ausgezeichnet weil es sich um einen Film handelt, der das heute äußerst wichtige Thema der Migration aufwirft, sondern weil Styx für uns schlicht als bester Film der diesjährigen Auswahl gilt.
Und weil nicht die politische Fragestellung im Vordergrund steht, sondern vor allem seine Form: Ein Actionfilm, der meisterhaft, mit einer dokumentarischen Präzision gedreht wurde, mit einem simplen Szenario, der wenige Mittel benötigt, wenige Worte, nicht mehr als eine Hauptfigur, ein Hauptschauplatz und trotzdem eine umfassende Welle von Gefühlen und Emotionen aufkommen lässt, die diese auf sich selbst gestellte Frau, in einer für sie unbekannten Notsituation zu verspüren bekommt.
Die Protagonistin von STYX mag übrigens allein auf ihrem Boot sein, aber die letzte Frau auf dieser Welt ist sie gerade nicht.
Während dies jedoch der Fall im Film In my Room von Ulrich Köhler ist, den wir mit einer Lobenden Erwähnung auszeichnen möchten.
Der Protagonist ist hier alles andere als heldenhaft: Er scheint ohne Ziel in seinem Leben als gleichmütiger Vierzigjähriger umherzuschlendern, wobei er stets jegliche private der professionelle Verpflichtungen vermeidet.
Und auf einmal erwacht der Held von alleine als einziger Mensch in einer Welt, die sich nicht verändert hat. Und diese Einsamkeit macht aus ihm einen neuen Menschen, einen Menschen mit einem Ziel, der um das Überleben kämpft, Neues selbst erbaut, wiederaufbaut und der einzig und allein von Tieren und Natur umgeben ist… bis eine Frau in seinem Leben auftaucht.
In my Room behandelt zwei sehr aktuelle Genres: die Dystopie und die Überlebenskunst, jedoch weicht er den Klischees aus und hinterfragt mit Melancholie und Eigentümlichkeit unsere Beziehung zur Freiheit, wenn wir von gesellschaftlichen Zwängen einmal befreit sind.“
Die Fachjury der 14. Ausgabe des Festivals AUGENBLICK (Anne Fantinel – Gisela Rueb – Robert Fischer – Pius Knüsel)